Heute Montag (12.8.) waren wir zu 5 Personen (Chantal, Noel, Jean, Fulgence und ich) im Nyungwe-Nationalpark und sind den Igishigishigi-Trail (heißt wirklich so und ist der einheimische Name eines Baumes, der auf diesem Trail zu sehen ist) gewandert. Der dauert ca. 2 Stunden, ist 2,1 km lang und beinhaltet den berühmten Canopy-Walk: eine dreigliedrige Hängebrücke, die wie ein Baumwipfelpfad in den Höhen der Bäume und teilweise auch weit darüber schwebt.

Der Nyungwe-Nationalpark ist ein riesiges Naturschutzgebiet mit ca. 1.000 qkm Fläche, das sich über die Grenze zu Burundi erstreckt. Es ist der größte zusammenhängende tropische Regenwald in Zentralafrika und beherbergt eine Vielzahl an verschiedenen seltenen Pflanzen und auch Vogelarten. Besonders beliebt ist der Park aber wegen seiner 13 verschiedenen Primatenarten, die man auf insgesamt ca. 130 km Wanderwegen, wenn man Glück hat, sehen kann.

Das ganze Gebiet liegt im Hochgebirge, wie ja auch die Region hier auf ca. 2000 m Höhe liegt. Es ist extrem steil und unglaublich dicht bewaldet. Ein riesiges Reservoir und für die gesamte Region, nicht nur Ruanda, sondern auch angrenzende Länder extrem wichtig, u.a. deckt der Wald 75% der Wasserversorgung Ruandas ab. Der längste Trail geht über 42 km und man macht 2 Übernachtungen im Park. Dort wandert man dann auf einem Höhenzug entlang, wobei das Wasser westwärts dieses Höhenzuges in den Fluss Kongo fließt und ostwärts über kleinere Zuflüsse in den Nil. Wer noch genaueres nachlesen möchte findet unter https://www.nyungweforestnationalpark.org/ noch mehr Informationen.

Nachdem wir im Park angekommen sind und die Probleme mit der Bezahlung gelöst hatten (siehe mein vorheriger Bericht), hat uns ein Guide eine kurze Einführung gegeben und dann sind wir mit einigen anderen Wanderern aus den USA und Frankreich losmarschiert.

Im Park gibt es sehr dichte und teilweise sehr offene Stellen. Die offene Stellen kommen daher, dass hier teilweise illegal Honignektar abgezapft wurde und dies leichter ging in Hitze. Also sind illegal Brände gelegt worden, die dann schnell außer Kontrolle gerieten und dann große Flächen verbrannt haben. Dort wuchsen am schnellsten Farne und Sträucher nach, so dass an diesen Stellen keine dichten und hohen Bäume stehen, sondern lichteres flacheres Strauchwerk. Es ist alles völlig grün, steil und atemberaubend schön. Soweit das Auge reicht sieht man nur diesen dichten und massiven Wald.

Nach ca. 30 Minuten steilem Abstieg kamen wir dann zu der Hängebrücke, dem Canopy-Walk. Auf drei Abschnitten wandert man ca. 1 km in und über den Baumkronen auf ca. 30 cm breiten Lochblechplatten an Seilsystemen aufgehangen. Der erste Abschnitt ist nur 45 m über dem Boden und auch relativ kurz. Trotzdem wackelt es schon ziemlich. Wir sollten auch nur mit 8 Personen hintereinander gehen, da es sonst zu sehr schaukelt.

Der 2. Abschnitt ist der längste und schwebt lange und hoch über einer Art Schlucht, so dass man 80 m über dem Boden und den Baumkronen geht, bzw. schaukelt. Das ist sehr beeindruckend, war jedoch für jeden gut machbar. Zwischendurch und nachher hat man einen fantastischen Blick über den Wald.

Dann geht es eine Treppe hinab und den letzten kleinen abwärtsführenden Abschnitt, den man nur zu zweit begehen darf und dann ist man wieder unten. Ein tolles Erlebnis! Anschließend geht man eine kleine Runde und gelangt schließlich wieder auf den Weg, den man auch runter genommen hat. Dort ist uns dann glücklicherweise eine Schimpansen-Familie begegnet. Man sieht sie absolut nicht in den Bäumen und wenn sich keiner bewegt und somit geraschelt hätte, wären wir alle 5 Meter von ihnen entfernt vorbeigelaufen, ohne sie zu bemerken.

Es waren einige, ich konnte sie nicht zählen. Es raschelte immer wieder mal irgendwo und Äste bogen sich plötzlich und dann war wieder einer zu sehen. Die Fotos geben es nur eingeschränkt wieder, für mich sehr ergreifend. Ein tolles Erlebnis, sie so nah zu sehen und zu hören.

Nach knapp zwei Stunden waren wir wieder oben angekommen, haben gepicknickt und dann auf den Bus gewartet (siehe mein vorheriger Bericht).